Prägende Köpfe in und aus Bochum

Aus Bochum kamen schon immer kreative und einflussreiche Köpfe, die nicht nur das Stadtbild nachhaltig prägten, sondern auch weit über die Stadtgrenzen hinaus großes Ansehen genossen. Manche von ihnen sind den Einwohner*innen noch heute geläufig, andere sind trotz ihres Wirkens im Strom der Geschichte untergegangen.

Dazu zählt auch Heinrich Johann Friedrich Ostermann, der im Jahr 1687 im heutigen Haus Rietkötter an der Großen Beckstraße das Licht der Welt erblickte. Zu diesem Zeitpunkt war wohl noch keinem klar, was dem kleinen Heinrich in seinem Leben noch so alles bevorstehen würde. Zwar stammte er aus einer angesehenen Pfarrers-Familie, aber eben auch nur aus einer beschaulichen Stadt inmitten des Ruhrgebiets. Doch die große Weltbühne wartete auf ihn.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Jena landete Heinrich über Umwege im hohen russischen Staatsdienst und nannte sich fortan Andrei Iwanowitsch Ostermann. Das Glück blieb Ostermann aber nicht hold, er überwarf sich mit der russischen Krone und verstarb letztlich verbannt sowie verarmt im sibirischen Berjosow, einem kleinen Siedlungsort im westsibirischen Tiefland.

Trotz des unglücklichen Ablebens war Ostermann eine der ersten Persönlichkeiten aus Bochum, die auch auf der weltpolitischen Bühne mitwirken konnte – was später, zumindest auf nationaler Ebene, zum Beispiel noch den Politikern Wolfgang Clement und Norbert Lammert gelang. Prägende Köpfe für und aus Bochum gibt es seit jeher, die Geschichte reicht weit zurück. Ein Blick auf die vergangenen drei Jahrhunderte bietet sich jedoch wegen der guten Quellenlage besonders an.

Kortum: Arzt, Schriftsteller, Heimatforscher

Eine der bedeutendsten und prägendsten Persönlichkeiten aus Bochum im 18./19. Jahrhundert war der Arzt, Schriftsteller und Heimatforscher Carl Arnold Kortum. Neben der berühmten Kortumstraße wurden noch viele weitere Orte in Bochum und auch in Mülheim an der Ruhr nach ihm benannt. Doch was zeichnete ihn aus, und warum ist sein Name beim Rundgang durch die Stadt nach wie vor präsent?

Zwar stammte Kortum gebürtig aus Mülheim (*1745), er lebte und wirkte jedoch ab 1770 in Bochum. Hier eröffnete er die erste Praxis eines studierten Arztes im Amt Bochum. Kortums Praxis behandelte jährlich bis zu 1200 Patienten und genoss weit über die Stadtgrenzen hinaus großes Ansehen. Aber nicht nur als Arzt bleibt Kortum im Gedächtnis. Auch als Verfasser des Heldengedichts „Jobsiade“, welches als Vorbild für den Brunnen am Husemannplatz diente, sowie der ersten verfassten Stadtgeschichte, hat er sich in der Historie der Stadt Bochum verewigt.

Henriette von Noël setzt Grundstein für Bildung

Eine weitere, für Bochum prägende Person des 19. Jahrhunderts, die mit Kortum sogar eine entfernte Verwandtschaft verband, war Henriette von Noël. Eine Frau, die aufgrund ihres Einsatzes noch heute in der Stadt als eine Art lebendiges Denkmal vertreten ist: als Gründerin der Hildegardisschule.

Noël wurde 1833 in Bochum als älteste von sieben Töchtern des Richters Leopold von Noël geboren und war nach ihrer Schulzeit an verschiedenen Privatschulen in Köln als Lehrerin tätig. Es zog sie jedoch zurück in ihre Heimatstadt: Im Jahr 1860 eröffnete sie in Bochum die „Katholische höhere Töchterschule“, welche dann 1916 schließlich als „Hildegardisschule“ getauft wurde. Zwar kann Noël nicht direkt als eine Frauenrechtlerin bezeichnet werden, mit ihrer Arbeit ebnete sie jedoch den Weg dafür, dass Frauen in Bochum mehr Bildung genießen konnten.

Stahl vom Bochumer Verein

In ganz anderen Bereichen, aber etwa zur selben Zeit wie Noël, lebten und wirkten mit Louis Baare und Eduard Kühne zwei weitere prägende Personen. Beide stammten zwar nicht gebürtig aus Bochum, den Verlauf der Stahlindustrie in der Stadt entwickelten sie jedoch erheblich mit. Zusammen gründeten sie 1842 an der Alleestraße die Gußstahlfabrik Mayer & Kühne, aus der schließlich der Bochumer Verein hervorging.

Kreative Köpfe im Schauspielhaus

Nicht nur im industriellen Sektor brachte Bochum schillernde und einflussreiche Personen hervor. Auch im kulturellen Bereich haben viele Menschen mit herausragenden Leistungen auf sich aufmerksam gemacht – besonders im Schauspielhaus Bochum. Allen voran fällt diesbezüglich der Name Saladin Schmitt ins Gedächtnis, der das Schauspielhaus zwischen 1919 und 1949 als Intendant leitete. Er prägte mehrere Jahrzehnte und begründete mit klassischen Inszenierungen den Ruf des Theaters in Bochum. Neben Schmitt sind auch Peter Zadek, Claus Peymann und Leander Hausmann zu nennen, die ebenfalls als Intendanten am Schauspielhaus aktiv waren und die Kultur in Bochum mit formten.

Präsidenten prägten den Sport

Im sportlichen Bereich hat sich in Bochum über die Jahre auch viel getan, vor allem um das runde Leder, den Fußball: Neben Ottokar Wüst, der wie Werner Altegoer über Jahre lang mitunter erfolgreich die Geschicke des VfL Bochum als Präsident lenkte, wird Klaus Steilmann immer in dieser Reihe in Erinnerung bleiben. Der Textilunternehmer aus Wattenscheid förderte den Sport in vielerlei Hinsicht und verhalf somit nicht zuletzt der SG 09 zu den größten Erfolgen der Vereinsgeschichte – bis zum Aufstieg in die Bundesliga.

Zwar sind die großen Erfolge des Traditionsclubs lange passé, die Wirkung von Steilmann hallt jedoch immer noch nach: Denn im Klaus-Steilmann-Haus, einem Sportinternat in Wattenscheid, welches auch durch die finanzielle Unterstützung Steilmanns im Jahre 2001 eröffnet werden konnte, trainieren die Spitzensportler von morgen.

Dieser Artikel ist unter Mithilfe der Kortum-Gesellschaft Bochum entstanden.

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